Haselmaus – ein nächtlicher Kletterkünstler

In Deutschland sind verschiedene Marderarten zuhause. Zu ihnen gehört unter anderem der Wildiltis, auch Europäischer Iltis genannt. Seine weiße Gesichtsmaske ist besonders auffällig und unterscheidet ihn von anderen Mardern. Erfahren Sie hier mehr über den geschickten Jäger, den man jedoch auf Grund seiner Nachtaktivität nur selten zu Gesicht bekommt.

Merkmale & Sinne

Die Haselmaus ist der kleinste Vertreter europäischer Bilche und ist daher eigentlich überhaupt keine Maus. Wie alle Bilche machen auch Haselmäuse einen langen Winterschlaf. Eine Beobachtung ist nur schwer möglich, da sie extrem scheu und darüber hinaus nachtaktiv sind. Die winzigen Nager werden bis zu sechs Jahre alt und sind mit 15 bis 36 Gramm ein wahres Fliegengewicht.

Körperbau

Der Körper der Haselmaus ähnelt in Form und Größe der einer Echten Maus, wie beispielsweise der Waldmaus. Die großen schwarzen Augen sind auf ein Leben in der Dunkelheit angepasst, zur Orientierung nutzen die kleinen Nager aber hauptsächlich ihre Ohren und den extrem gut ausgeprägten Tast- und Geruchssinn.

Schwanz & Fell

Der Schwanz der Haselmaus ist dicht behaart und genauso lang wie der Körper. Die kleinen Nager nutzen ihn als Balancierhilfe, wenn sie im Rekordtempo zwischen den Ästen hin und her huschen. Das leuchtend gelb-orange Fell ausgewachsener Haselmäuse wirkt nahezu golden, Kehle und Bauch sind hingegen weiß. Jungtiere weisen meist eine etwas dunklere Fellfärbung auf. Es kommen jedoch auch schwarze Individuen in manchen Populationen vor.

Pfoten

Richtig zupacken, durch das Gegenüberstellen einzelner Finger, können nur wenige Tiere. Doch die Haselmaus besitzt diese Fähigkeit, obwohl sie, im Gegensatz zum Menschen, keinen Daumen im eigentlichen Sinne haben. Sie verfügen jedoch über gegenüberstehenden Finger, die sie krümmen und somit auch fest zugreifen können. Auch die Hinterpfoten besitzen diese Fähigkeit und so sind Haselmäuse in der Lage, auch komplett glatte Stämme zu erklimmen.

Lebensweise

Die dämmerungs- und nachtaktiven Nagetiere sind sehr scheu und bleiben vom Menschen meist völlig unbemerkt. Sie halten sich bevorzugt in dichten Gehölzen wie Brombeerhecken auf und meiden Bodenkontakt. Die pelzigen Akrobaten bauen kleine, weich ausgepolsterte Kugelnester aus Blättern, Gras, Moos und Zweigen, in welchen sie den Tag verschlafen. Aber auch Vogelnistkästen oder Baumhöhlen können zu ihrem Rückzugsort werden.

Nahrung

Der Speiseplan der kleinen Kletterkünstler ist sehr abwechslungsreich und je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Frühling verputzen sie gerne Knospen, Blüten und Samen, während im Sommer hauptsächlich Früchte und Beeren die tägliche Kost ausmachen. Da sie neben der pflanzlichen Kost auch tierisches Eiweiß benötigen, werden Insekten, Schnecken, Würmer und Vogeleier ebenfalls gern gefressen. Um sich im Herbst die nötige Speckschicht für den Winter anzufuttern, steigen Haselmäuse auf fettreiche Nahrung wie Haselnüsse, Eicheln, Kastanien oder Bucheckern um.

Fortpflanzung

Geschlechtsreif werden Haselmäuse etwa einem Jahr. Sie paaren sich kurz nach dem Winterschlaf zum ersten Mal und nach einer Tragzeit von 22 bis 24 Tagen bringt das Muttertier zwei bis fünf Junge zur Welt. Die neugeborenen Nesthocker sind nackt, blind und bringen wiegen gerade einmal drei Gramm. Gesäugt werden die kleinen Haselmäuse etwa einen Monat lang und mit knapp zwei Monaten beginnen sie sich eigene Reviere und Nester zu suchen.

Winterschlaf & Tagestorpor

Zwischen Oktober und April halten Haselmäuse Winterschlaf. In einem Nest am Boden kuscheln sie sich, oft in Gesellschaft von Artgenossen, zu einer Kugel zusammen und senken die Körpertemperatur auf knapp über 0 Grad Celsius ab. Der Herzschlag und die Atmung werden stark verlangsamt - etwa alle fünf Minuten holt der kleine Nager nur noch Luft. Es können aber auch bis zu elf Minuten zwischen zwei Atemzügen liegen. Obwohl Haselmäuse ihren Stoffwechsel so weit herunterfahren, verlieren sie etwa die Hälfte ihres Körpergewichts während des Winterschlafs. Konnten sie sich im Herbst keine ausreichende Speckschicht anfressen, überleben sie den Winter nicht.
Auch tagsüber ist die Haselmaus in der Lage in einen ähnlichen Zustand zu verfallen, den sogenannten Torpor. Vor allem bei ungünstigen Witterungsverhältnissen, niedriger Temperatur oder auch Nahrungsmangel, verfällt sie in diese schlafähnliche Starre, um Energie zu sparen. Der Stoffwechsel wird verlangsamt und die Körpertemperatur fällt auf etwa 32 Grad Celsius ab. Die bewegungsfähige Haselmaus befindet sich während dieses Zustandes in der Regel zusammengerollt in ihrem Nest.

Bedrohungen

Zu den natürlichen Fressfeinden der Haselmaus gehören beispielsweise Wiesel und Fuchs, aber auch verschiedene Greifvögel. Im Winter werden die wehrlosen Nager oft von Wildschweinen ausgegraben und gefressen. Der Mensch zählt jedoch, wie so oft, zur Hauptbedrohung. Mit dem Verschwinden von dichtem Unterholz, Hecken und Waldsäumen verliert die Haselmaus nach und nach immer mehr ihren Lebensraum.

Die Intensivierung der Agrar- und Forstwirtschaft und die damit einhergehende Ertragsorientierung machen sämtlichen Wildtieren das Leben schwer. Die EU-Agrarförderung erfolgt auf Basis von Luftbildern und dafür ist eine klare Abgrenzung von Ackerschlägen notwendig. Somit wird ein natürlicher Aufwuchs von Sträuchern und Büschen massiv bekämpft und die natürlichen Lebensräume der Haselmäuse zerstört. Die Bestände sind stark zurückgegangen, daher steht die Haselmaus in vielen Bundesländern auf der roten Liste und wird geschützt.

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