Fischotter - bedrohte Kunstschwimmer

Der Fischotter gehört zu den geschicktesten Schwimmern unter den Landraubtieren und kommt in nahezu ganz Europa vor. Zu seinen Arten zählen unter anderem der Indische und der Amerikanische Fischotter, doch bei uns in Deutschland ist der Eurasische Fischotter beheimatet. Erfahren Sie hier, warum seine Haut nicht nass wird, was er gerne frisst und welche merkwürdige Eigenart er hat.

 

Merkmale

Der Eurasische Fischotter ist ein ans Wasserleben angepasster Marder, der inklusive Schwanz circa 130 Zentimeter groß wird. Wegen seines einzigartigen Pelzes wurde das Raubtier bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts so stark bejagt, dass es fast vor der Ausrottung stand. Nach wie vor gilt der Fischotter in den meisten Teilen Deutschlands aus diesem Grund als ausgestorben.

Fell

Unter allen heimischen Wildtieren haben Fischotter das dichteste Fell. Bis zu 70.000 Haare befinden sich auf einem einzelnen Quadratzentimeter Haut – der Mensch hat im Vergleich dazu durchschnittlich nur etwa 200 Haare auf der gleichen Fläche. Mit einem derart dichten Pelz ist das Säugetier gegen Wasser und Kälte außerordentlich gut geschützt. Für die nötige Isolation sorgen dabei die miteinander verzahnten Haare, die kleine wasserabweisende Luftpolster zwischen sich einschließen. Dadurch bleibt die Haut des Otters auch unter Wasser warm und trocken. Ein solch dichtes Fell bedarf guter Pflege und so ist der Otter über zehn Prozent seiner aktiven Zeit damit beschäftigt sich zu putzen.

Körperbau

Fischotter haben einen muskulösen Körper mit dunkelbrauner Oberseite und einem flachen, breiten Kopf. Etwa ein Drittel der Körperlänge misst allein der kräftige Schwanz, den er im Wasser zum Steuern nutzt. Seine exzellenten Schwimm- und Tauchkünste verdankt er auch den Schwimmhäuten an seinen Pfoten. Selbst im trüben Wasser können die Tiere ihre Beute mit Hilfe der gut ausgeprägten Tasthaare (Vibrissen) ausmachen. Für den Wasserakrobaten sind Tauchgänge von bis zu acht Minuten ebenfalls kein Problem.

Sinne und Laute

Fischotter nutzen ein breites Repertoire an Lautäußerungen um mit Artgenossen zu kommunizieren. Wenn sie wütend sind oder sich bedroht fühlen, kreischen oder fauchen die Tiere lautstark. Während der Paarungszeit ist der Lockruf des Männchens ein helles Pfeifen. Jungtiere geben meist ein leises Fiepen von sich. Mit ihrem ausgezeichneten Geruchs-, Seh- und Gehörsinn entgeht den großen Mardern nahezu nichts in ihrem Umfeld.

Lebensweise

Die geschickten Raubtiere sind hauptsächlich in der Nähe von ruhigen Flüssen, Bächen und Seen anzutreffen, bevorzugt mit überhängenden Ufervegetationen. Sie sind in der Regel dämmerungs- und nachtaktiv und verbringen den Tag in ihren Bauen am Ufer. Entweder ziehen sich die Raubsäuger in selbstgegrabene Höhlen zurück oder beziehen auch gerne Fuchs- oder Dachsbaue in Ufernähe. Sobald es dämmert, machen sie sich zur Nahrungssuche auf Rundgänge durch ihre Streifgebiete, die mehrere Kilometer umfassen. Die Lebensweise von Fischottern unterscheidet sich je nach Region und den dort vorherrschenden Bedingungen – sie sind sehr flexibel und anpassungsfähig.

Speiseplan
Was ihre Nahrung angeht, sind Fischotter nicht wählerisch. Ganz oben auf ihrem Speiseplan steht Fisch aller Art. Sie vertilgen aber auch – je nach Saison – Amphibien, kleine Wasservögel und Säugetiere, Krebse oder auch Schnecken und Insekten. Während sie kleine Beutetiere sofort fressen, schwimmen sie für Größere an Land. Alle unverdaulichen Bestandteile ihrer Nahrung, wie Gräten, Schuppen oder Knochen, werden mit dem Kot ausgeschieden, der einen sehr charakteristischen tranigen Geruch verströmt.

Fortpflanzung und Nachwuchs
An sich können Fischotter das ganze Jahr über Nachwuchs bekommen. Hier bei uns liegt die Paarungszeit zwischen Februar und März, denn das Nahrungsangebot ist im Frühjahr am größten. Außerhalb der Ranzzeit leben Fischotter als Einzelgänger. Weibchen tragen etwa zwei Monate und bringen dann in einer gut versteckten Höhle bis zu fünf Jungtiere auf die Welt. Die Säugezeit beträgt rund drei Monate, wobei die Jungtiere ihrer Mutter bereits mit etwa sechs Wochen auch ins Wasser folgen. Das ganze erste Jahr bleibt der Nachwuchs bei der Mutter, um von ihr alle wichtigen Jagdtechniken zu erlenen. Danach beginnen sie eigene Streifgebiete zu erkunden und werden mit circa zwei Jahren selbst geschlechtsreif.

Bedrohungen

Wie für so viele Wildtiere gilt der Straßenverkehr auch für den Fischotter als größte Bedrohung. Die Tiere haben die merkwürdige Eigenart, dass sie nicht gerne unter Brücken hindurchschwimmen und lieber einen weiten, oft tödlichen Umweg über die Straße in Kauf nehmen, um auf die andere Seite zu gelangen. Vor allem wenn es keinen Uferstreifen entlang des Flusses gibt oder die Strömung zu stark ist, kann dieses Verhalten beobachtet werden. Warum gerade die geschickten Schwimmer dies tun, können sich auch Biologen bis heute nicht erklären.

Fischreusen an Forellen- und Karpfenteichen stellen ebenfalls eine Gefahr für die Raubsäuger dar, denn aus dem engen Geflecht können sie sich selbst nicht mehr befreien und ersticken. Daher werden oft sogenannte Otterkreuze (Metallgitter) in den Eingängen der Reusen eingebaut, die die Otter vom Eindringen abhalten. Zudem kommen spezielle Reusenausstiege für Fischotter als Schutzmaßnahme in der Fischerei zum Einsatz.

In Deutschland gibt es kaum natürliche Feinde für einen erwachsenen Fischotter, Jungtiere können aber durchaus Luchsen, Seeadlern, freilaufenden Hunden und auch Wölfen zum Opfer fallen. Somit ist der gefährlichste Feind des Otter der Mensch selbst. Nicht nur im Straßenverkehrt finden viele Tiere den Tod, die systematische Zerstörung ihres Lebensraumes, die Verschmutzung der Gewässer und die immer knapper werdende Nahrung sind Hauptursachen für den Tod unzähliger Wasserakrobaten. Daher stehen sie auch auf der Roten Liste und haben das ganze Jahr über Schonzeit.

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