Ameisen im Winter

Von Frühling bis Herbst können wir die kleinen Krabbeltiere beobachten, unwillkommen im Haus, streng beäugt im Garten und gern gesehen im Wald. In Deutschland sind 110 verschiedene Arten beheimatet, davon gehören 13 den Waldameisen an. Doch was machen Ameisen eigentlich im Winter? Erfahren Sie hier mehr über die faszinierenden Insekten und ihr spannendes Leben in einer riesigen Gemeinschaft.

Winterzeit - Ruhezeit

Es ist weitläufig bekannt, dass bei vielen Wespen- und Bienenarten nur die Königinnen überwintern und alle Arbeiterinnen und Drohnen spätestens mit dem ersten Frost sterben. Im Gegensatz dazu trotzen bei den Ameisen die Königinnen, die Arbeiterinnen und oft sogar die Larven der kalten Jahreszeit.

 

Gut geschützt im Winternest

Im Herbst beginnen sich die Ameisen in ihr Winternest zurückzuziehen und krabbeln dafür weit unter die Erde, mehrere Meter tief. Wenn man sich vor Augen führt, dass eine Ameise etwa 5-7 Millimeter groß ist, dann entspricht ein Meter Fußmarsch in die Tiefe etwa 40 Stockwerke für den Menschen. Ein hartes Stück Weg also für die emsigen kleinen Hautflügler. Alle Gänge nach oben werden gut verschlossen und der obere Teil des Ameisenhaufens dient von nun an als Frostschutz. Am tiefsten Punkt des Nestes verfällt die ganze Ameisenkolonie in Kältestarre, es herrschen Umgebungstemperaturen um den Gefrierpunkt. Ameisen fressen sich kein schützendes Fettdepot an und nehmen auch während der Winterstarre keine Nahrung zu sich. Den Startschuss zur Kältestarre geben Außentemperaturen und Lichtverhältnisse (exogene Einflüsse). Aber auch Faktoren wie die "innere Uhr" und Genetik (endogene Einflüsse) scheinen dabei eine Rolle zu spielen, bisher wurde dies jedoch kaum bis gar nicht untersucht. Bei den meisten Arten in unserer gemäßigten Klimazone, wird der Rückzug im Winter hauptsächlich von den exogenen Faktoren bestimmt.

Vor- und Nachsorge im Winter

Bevor sich die Ameisen im Winter zurückziehen, entleeren sie ihren Darm und auch den Kropf. Im Kropf der Ameisen wird sonst Nahrung gespeichert, die bei Bedarf ausgewürgt und an die Königin, andere Arbeiterinnen, Männchen oder Larven verfüttert wird. Während der Winterstarre ist dies jedoch nicht notwendig und der Kropf wird vollständig entleert. Die Larven verlieren nun mehr und mehr an Wasser. Durch diese Vorsorge, reduziert sich der Wassergehalt im Körper der Ameisen und Larven, die Körperflüssigkeiten dicken ein. Dadurch steigt der Gehalt an Salzen, Glyzerin und anderen niedermolekularen Verbindungen und der Gefrierpunkt wird herabgesetzt. Die Ameisen haben nun ein körpereigenes Frostschutzmittel, dass selbst bei Minusgraden im zweistelligen Bereich nicht einfriert.

Bis auf die Waldameisen, überwintern alle heimischen Arten mit Larven. Die Entwicklungszeit der Larven kann je nach Gattung sogar ein oder zwei Jahre dauern. Larven, aus denen Geschlechtstiere schlüpfen sollen, benötigen nicht nur mehr Zeit, sondern auch ausreichendes und besseres Futter. Larven aus denen Arbeiterinnen oder Männchen entstehen, kommen mit weniger aus und die jungen Ameisen schlüpfen meist nach 70 und 90 Tagen, wenn das Ei im Frühling abgelegt wird.  

Das Leben einer Ameise

Da Ameisen wechselwarme Tiere sind, sich ihre Körpertemperatur also den Umgebungstemperaturen anpasst, verharren sie im Winter tief unter der Erde. Sobald es wärmer wird, aktiviert sich ihr Stoffwechsel und das rege Leben beginnt.

Geweckt von der Frühlingssonne

Bei den Waldameisen krabbeln zunächst ab März die Arbeiterinnen ins Freie und lassen sich oben auf der Nestkuppel von den Sonnenstrahlen wärmen. So aufgetankt, tragen sie, kleinen Heizkörpern gleich, die Wärme ins Innere des Nests, um nach und nach alle aufzuwecken. Es dauert bis zu drei Wochen, bis der ganze Ameisenstaat wieder aktiviert wird. Die kuppelartige Baustruktur des Ameisenhügel wirkt als Sonnenkollektor und schafft ein Innenklima von 25 bis 29 Grad Celsius. Diese Temperaturen sind notwendig, um die aufwändige Brutpflege zu betreiben.

Aufgabenteilung

Abhängig von der Art, können in einem Ameisenstaat zwischen wenigen Hundert und mehreren Millionen Tiere leben. Sie sind alle auf bestimmte Aufgaben spezialisiert: Für die Befruchtung der Königinnen sorgen die Männchen, die Königinnen sorgen für Nachwuchs und die Arbeiterinnen erledigen alle übrigen Aufgaben. Sie kümmern sich um die Futtersuche, halten das Nest instant, versorgen Brut und Königin mit Nahrung und verteidigen den Bau gegen Feinde. Arbeiterinnen sind wahre Kraftprotze und haben sehr starke Kiefer. Sie können bis das bis zu 40-fache ihres eigenen Körpergewichts tragen und werden bis zu 6 Jahre alt. Im Gegensatz zu den Männchen, die sterben nach der Begattung der Königin. Von Frühling bis Herbst legt die Königin ununterbrochen Eier, eine harte Arbeit! Die Königin der Roten Waldameise kann beispielweise 20 Jahre alt werden und in dieser Zeit legt sich etwa eine Million Eier. Das sind mehr als 100 pro Tag!

Ameisen - gute „Landschaftspfleger"

Ob Erdlöcher, unter Steinen, in hohlen Pflanzenstängeln oder Holz: Ameisen nisten fast überall. Ihre unterirdischen Gänge und Höhlen sind sehr weitläufig und können sich sogar über mehrere Kilometer erstrecken. Dabei schließen sich einzelne Nester zu sogenannten Superkolonien zusammen. Die Gänge lockern den Boden auf, helfen Pflanzen besser Wurzeln zu schlagen und Tragen zur Umschichtung des Bodens bei. Ohne Ameisen wären viele Landstriche karg und unbewachsen. Daher sollte man die fleißigen Krabbler auch im Garten dulden, denn sie leisten eine wertvolle Arbeit zur Landschaftspflege.  Und nicht nur das, Ameisen tragen darüber hinaus auch zur Verbreitung von Pflanzensamen bei, säubern den Wald und entfernen tote Tiere. Sie vernichten Schädlinge, wie zB. Läuse in großen Mengen und dienen auch selbst als Nahrungsgrundlage für viele Tierarten. Ameisen sind, wie Bienen und Wespen, ein äußerst wichtiges Zahnrad im großen Kreis des Lebens.

Hochsaison Sommer

Das rege Treiben im Ameisenbau läuft im Sommer auf Hochtouren. Der Nachwuchs fordert eine enorme Menge an Nahrung. Waldameisen erbeuten mit Säurespritzen und kräftigen Kiefern im Umkreis von etwa hundert Metern um ihr Nest 28 Kilogramm Insekten im Jahr. Hinzu kommen 200 Liter Honigtau, der Baumsaft trinkenden Läusen zu deren Wohl abgezapft wird.

Herbst – es kehrt Ruhe ein im Ameisenstaat

Das emsige Treiben und Gewusel auf dem Ameisenhügel oder vor den Nestern lässt im Herbst nach, Nahrungsvorräte legen Ameisen nicht an. Unterschlüpfe aller Art werden abgedichtet, damit die vor Regen und Schnee geschützt sind. Mit diesen Renovierungsarbeiten sind die Arbeiterinnen beschäftigt, bis schließlich der Winter Einzug hält und sich das ganze Volk tief in die Erde zurückzieht. Und der faszinierende Kreislauf beginnt von vorne.

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