Wenn die Tage kürzer werden und die Dämmerung früh einsetzt, erhöht sich jedes Jahr erneut die Gefahr von Wildunfällen auf Deutschlands Straßen. Mehr Autos nach Feierabend am späten Nachmittag und frühen Abend zur selben Zeit, wenn dämmerungsaktive Tiere auf Nahrungssuche gehen … und schon ist es passiert: Ein Wildtier springt plötzlich auf die Fahrbahn!
Hier bekommen Sie wichtige Informationen über Wildtierunfälle, wie man sie vermeiden kann und was zu tun ist, wenn es doch zu einer Kollision gekommen ist.
Vorsicht geboten an Landstraßen, Waldrändern und Autobahnen
Durch die heißer werdenden Sommer in Deutschland, tragen Eichen besonders viele Früchte. Stehen die stattlichen Bäume am Straßenrand, so fallen im Herbst die Eicheln auf die Fahrbahn und locken viele Wildtiere an. Dazu kommt die Zeitumstellung auf die Winterzeit und es sind mehr Autos in der Abend- und Morgendämmerung unterwegs, genau dann, wenn auch viele Wildtiere aktiv werden. Da diese die Geschwindigkeit eines Autos nicht einschätzen können, kann ein Tier trotzdem urplötzlich auf die Fahrbahn springen, obwohl es ein herannahendes Auto gesehen hat.
Der Übergang zwischen Feld- und Waldzonen wird besonders häufig von Wildtieren genutzt, da sie zum Fressen auf die Felder laufen und sich danach wieder in die Wälder zurückziehen. Das Schild „Achtung Wildwechsel“ warnt Verkehrsteilnehmer an diesen besonders gefährlichen Stellen vor zu hoher Geschwindigkeit und rät zu erhöhter Aufmerksamkeit.
Wildunfälle verhindern – aber wie?
Mit einigen simplen Verhaltensweisen können Sie die Gefahr eines Wildunfalls stark reduzieren und dadurch zur Sicherheit im Straßenverkehr und zum Artenschutz beitragen. Die Geschwindigkeit beim Fahren ist hierbei von äußerster Wichtigkeit! Bereits mit 60 km/h schlägt bei einer Kollision ein Wildschwein mit der Wucht von 3,5 Tonnen auf die Windschutzscheibe ein, das entspricht dem Gewicht eines ausgewachsenen Nashorns! Und selbst ein kleiner Rehbock entwickelt durch die Kräfte, die beim Aufprall auf das Auto einwirken, immer noch die Durchschlagkraft von fast einer Tonne. Mit diesen Verhaltensregeln können Sie die Gefahr von Wildunfällen jedoch minimieren:
Reduzieren Sie die Geschwindigkeit auf unübersichtlichen Landstraßen an Waldrändern und bleiben Sie stets bremsbereit.
Fahren Sie während der Dämmerung und Nacht besonders vorsichtig, dies gilt vor allem bei Nebel.
Halten Sie genug Abstand zu anderen Fahrzeugen.
Achten Sie auf reflektierende Augen oder Tiersilhouetten.
Besondere Vorsicht ist bei neu gebauten Straßen durch Wälder geboten, hier ist mit mehr Wildwechsel zu rechnen.
Sehen Sie ein Tier am Straßenrand stehen, blenden Sie die Scheinwerfer ab, hupen und bremsen Sie. Versuchen Sie bitte das Lenkrad gut festzuhalten und nicht unkontrolliert auszuweichen. Hierbei ist die Gefahr einer Kollision mit dem Gegenverkehr besonders hoch und der Unfall ist meist folgenschwerer.
Rechnen Sie stets mit Nachzüglern, wenn ein Wildtier über die Straße springt.
Ist eine Kollision unvermeidbar, bitte keinesfalls ausweichen, sondern geradeaus lenken und auf der eigenen Fahrspur bleiben.
Richtiges Verhalten nach einem Wildunfall
Konnten Sie tatsächlich eine Kollision nicht vermeiden, bewahren Sie bitte Ruhe und verlassen Sie auf keinen Fall den Unfallort. Lässt man verletzte Tiere einfach liegen und fährt davon, so verstößt dies gegen das Tierschutzgesetz und gilt als Fahrerflucht. Darüber hinaus benötigt die Versicherung eine Bescheinigung der Polizei, wenn Schäden am Fahrzeug entstanden sind. Ist das angefahrene Tier noch am Leben, so ist es mit Sicherheit verletzt und leidet. Oftmals flüchten die Tiere im Schock in den Wald zurück, brechen dort aber nach wenigen Metern zusammen. Selbst mit gebrochenem Rückgrat können sich Wildtiere oft noch weiterschleppen, verenden dann qualvoll und langsam. Rufen Sie daher immer die Polizei. Mit unserer Checkliste können Sie sich über richtiges Verhalten nach einem Wildunfall informieren und im Ernstfall danach handeln:
Schalten Sie die Warnblickanlage ein, ziehen Sie eine Warnweste an und sichern Sie die Unfallstelle mit einem Warndreieck ab.
Wählen Sie 112, wenn Personen verletzt sind und leisten sie Erste Hilfe
Rufen Sie immer mit 110 die Polizei, auch wenn keine Personen verletzt wurden. Je nach Bundesland muss auch ein Jäger informiert werden, der Ihnen eine Wildschadenbescheinigung aushändigen wird. Mit speziell ausgebildeten Hunden können Jäger auch geflüchtete Tiere finden und ggf. von ihrem Leid erlösen.
Ist das Tier tot, ziehen Sie es an den Straßenrand um Folgeunfälle zu vermeiden. WICHTIG: Handschuhe! Wildtiere können Krankheiten übertragen und sollten nie ohne Schutz angefasst werden.
Ist das Tier verletzt, so fassen Sie es unter keinen Umständen an und lassen Sie es in Ruhe. In dieser hilflosen Lage löst die Nähe von Menschen eine qualvolle Todesangst bei Wildtieren aus.
Warten Sie am Unfallort auf das Eintreffen der Polizei und des Jägers.
Laden Sie unter keinen Umständen ein Tier in den Kofferraum ein. Die gilt als Wilderei und kann eine Strafe mit bis zu 50.000 € Bußgeld nach sich ziehen. Es ist auch schon vorgekommen, dass vermeintlich tote Tiere wieder aufwachen, wenn sie den ersten Schock des Zusammenpralls überwunden haben.
Schadensregulierung
Über eine Teil- oder Vollkaskoversicherung kann der Schaden am Fahrzeug reguliert werden. Je nach Versicherung ersetzt die Teilkaskoversicherung beispielsweise nur Schäden die durch einen Unfall mit Haarwild (Wildschwein, Hirsch, Rehe, Fuchs, Hase) entstanden sind, aber keine Schäden durch Vögel. Es gibt aber auch Versicherungen, die einen Schutz für Unfälle mit allen Tieren anbieten, auch für Kollisionen mit Haustieren. Sollte es nicht möglich sein nachzuweisen, dass die Schäden am Fahrzeug durch ein Brems- oder Ausweichmanöver oder den Zusammenstoß mit einem Wildtier entstanden sind, greift hier die Vollkaskoversicherung. Dies kann jedoch eine Rückstufung in eine höhere Schadensfreiheitsklasse bedeuten.
Todesursache Nr. 1 – der Verkehr!
Etwa 10 % der Hirsche und Rehe sterben im Jahr durch den Verkehr, bei Wildkatzen sind es 80 %, bei Luchs und Wolf 50 %. In Europa verlieren einer Schätzung zufolge, zwischen 35 Millionen und 1,1 Milliarden Vögel ihr Leben im Straßenverkehr.
Wiedervernetzen von Lebensräumen
Um die Anzahl der Wildunfälle in Zukunft zu verringern, muss der Fokus ganz klar auf der Wiedervernetzung von Lebensräumen liegen. Nur so können sich Tiere barrierefrei bewegen und sind nicht gezwungen Verkehrswege zu kreuzen. Zusätzlich zu Querungshilfen, müssen mehr Wildwarnanlagen und Zäunungen aufgebaut werden. In Deutschland gibt es derzeit 82 Grünbrücken und bis zum Jahr 2027 sollen weitere 11 hinzukommen, mit dem Ziel Verkehrsunfälle mit Wildtieren um 5 % jährlich zu verringern.
Auch wenn die Arbeit an den Grünbrücken weiter voranschreitet, so ist es noch ein langer und sehr kostenintensiver Prozess. Laut dem ADAC kostet die Errichtung einer Grünbrücke etwa 3 Millionen Euro, wenn sie nachträglich errichtet wird. Wenn Grünbrücke und Autobahn zusammen geplant und gebaut werden, verringern sich die Kosten.
Jeder einzelne Autofahrer kann selbst dazu beitragen, die Gefahr von Wildunfällen zu minimieren, indem er auf eine vorsichtige und vorausschauende Fahrweise achtet. Kommen Sie gut durch Herbst und Winter!
Risiko Wildunfälle Videos
Achtung - Gefahr vor Wildunfällen - Galerie
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